Dirndln als Forschungsobjekt: 3-jährige BOKU-Studie über die genetische Vielfalt der Dirndln im Pielachtal

Veröffentlichungsdatum02.11.2020
Foto für Dirndln als Forschungsobjekt: 3-jährige BOKU-Studie über die genetische Vielfalt der Dirndln im Pielachtal

Foto: v.l.n.r.: Bgm. Franz Singer, LEADER-Obmann Anton Gonaus, Elfriede König, Cornelia Janker, Petra Scholze-Simmel, Dirndlkönigin Sandra Schweiger, Caroline Goldsteiner, Univ.-Prof. Margit Laimer, Doris Pfaffenlehner, Dr. Angelika Steger, Prof. Dr. Heinrich Wohlmeyer.

Die Ergebnisse eines 3-jährigen Forschungsprojektes über Ertrag und genetische Vielfalt der Dirndlsträucher im Pielachtal sowie im Traisen- Gölsental wurden von BOKU-Professorin Dr. Margit Laimer in Kooperation mit der LEADER-Region Mostviertel-Mitte am 29. Oktober 2020 in der Kirchberghalle präsentiert.

Drei Jahre lang hat ein Team vom Institut für Molekulare Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien im Rahmen eines Forschungsprojektes des BMLRT und der NÖLR an 40 Standorten im Pielachtal sowie im Traisen-Gölsental mehr als 400 Dirndlsträucher auf ihre genetische Vielfalt und auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Ziel ist es, ein auf Ertrag, Beerntbarkeit und auf die Auswirkungen des Klimawandels abgestimmtes Züchtungsprogramm zum Erhalt dieser wertvollen Wildobstform zu erstellen.

Unter dem Vorsitz von LEADER-Obmann Anton Gonaus berichteten an diesem spannenden Vormittag gleich drei Referentinnen über aktuelle Forschungsarbeiten rund um die Markenfrucht des Dirndltales. "Die Dirndlprodukte haben in den letzten Jahren vor allem durch die Marketingarbeit des Pielachtales einen enormen Aufschwung erlebt. Eine wissenschaftliche Untersuchung der genetischen Vielfalt der Dirndln hat es bisher nicht gegeben. Frau Prof. Laimer hat mit ihrem Team eine hervorragende Arbeit geleistet, deren Ergebnisse bei den Dirndlproduzenten auf großes Interesse stoßen.“ ist Anton Gonaus überzeugt.

„Jede Dirndlstaudn ist anders!“ wissen die Pielachtalerinnen. Nun wurde diese Annahme auch wissenschaftlich belegt. Die vorhandene genetische Vielfalt soll keinesfalls verringert werden, allerdings macht es für die Ernte durchaus Sinn, die sogenannten „Lieblingsdirndln“, also die Sträucher mit besonders wohlschmeckenden, großen Früchten zu fördern und zu veredeln. Für die Zukunft des Dirndltals ist aber auch die Beachtung der Trockenheitsresistenz und der Ertragssicherheit von großer Bedeutung, denn auch den Dirndln machen die Klimaveränderungen und die damit einhergehenden Trockenperioden zu schaffen. Das Forschungsprojekt hat anhand regionaler Wetterdaten aufgezeigt, dass die Jahresdurchschnittstemperatur in den vergangen 10 Jahren im Pielachtal um besorgniserregende 2° angestiegen ist.

Prof. Laimer betont: „Die vorhandene Biodiversität ist wichtig für die Sicherung der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln.“ Bei der Analyse der Inhaltsstoffe konzentrierte sich die BOKU-Studie vor allem auf die gesundheitlichen Aspekte. Es ist ja schon länger bekannt, dass Dirndln eine perfekte Vitamin-C-Quelle sind, vor allem die dunkleren Früchte. Aufgrund der gefundenen Inhaltsstoffe konnten aber auch andere gesundheitsrelevante Aspekten aufgezeigt werden. Dazu zählen die antimikrobielle Wirkung zur Behandlung von Entzündungen, die Stimulierung der Blutzirkulation, die Verbesserung der Leberfunktion oder die positive Wirkung bei der Behandlung von Diabetes.

Mit einem völlig anderen Aspekt der Dirndln befasst sich unterdes Schuhmachermeisterin Doris Pfaffenlehner aus Kernhof im Rahmen eines von der LEADER-Region Mostviertel-Mitte ermöglichten Projektes. Gemeinsam mit Experten der Gerber- und Lederschule Rosensteingasse in Wien untersucht sie den Gerbstoffgehalt in Dirndlfrüchten und Dirndlkernen um eine Möglichkeit zur naturbelassenen Wildhautgerbung mit Dirndln zu entwickeln.

Schließlich stellte Frau DI Caroline Goldsteiner von der ENU die Aktivitäten des Netzwerks Kulinarik vor. Unter anderem wurde die FH Wiener Neustadt am Standort Wieselburg beauftragt mit Studierenden Produktinnovationen aus Dirndlfrüchten zu entwickeln.

Aufgrund der COVID-19 Beschränkungen konnte leider nur ein kleiner, aber sehr hochkarätiger Publikumskreis zur Ergebnis-Präsentation eingeladen werden. Neben den Besitzern der für die Studie untersuchten Dirndlsträucher freuten sich die Vertreterinnen der BOKU und der LEADER-Region über das Interesse von Dirndlkönigin Sandra Schweiger, Obfrau der Dirndl-Gemeinschaft Elfriede König, Tourismusobmann Gerhard Hackner, Bgm. Franz Singer, Cornelia Janker vom Regionalbüro Pielachtal, Pomologin Dr. Martina Schmidthaler, Prof. Dr. Heinrich Wohlmeyer sowie der Vertreterin des Bundesministeriums Dr. Angelika Steger.

Kontakt LEADER-Region: Petra Scholze-Simmel, LEADER-Region Mostviertel-Mitte, www.mostviertel-mitte.at, leader@mostviertel-mitte.at T: 02722/7309-29

Kontakt Forschungsprojekt:
Ao. Univ. Prof. Dr. Margit Laimer
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Bioverfahrenstechnik 
Muthgasse 18
1190 Wien
margit.laimer@boku.ac.at